Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 4.5.2018

Doch keine Stickoxidbelastung in Innenstädten durch Binnenschiffe?

Mit der These, dass Dieselfahrverbote in Innenstädten ihre Wirkung verfehlen, weil die Stickoxidbelastung maßgeblich durch vorbeifahrende Binnenschiffe verursacht wird, sorgte Michael Schreckenberg, Gutachter und Physikprofessor an der Universität Duisburg-Essen (siehe Wikipedia), in den vergangenen Wochen in den Medien für Aufsehen. Dabei beruft er sich auf Daten aus einer von ihm betreuten Masterarbeit eines Physikstudenten.

Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) hatte schon kurz nach den ersten Äußerungen von Prof. Schreckenberg Zweifel an der wissenschaftlichen Fun­diert­heit der Behauptungen angemeldet. Die Arbeit des Studenten mit dem Titel „Tech­ni­sche und ökologische Auswirkungen alternativer Kraftstoffe auf die Entwicklung des zukünftigen regionalen Verkehrssystems“ liegt nun vor. „Es zeigt sich, dass diese Zwei­fel berechtigt sind: Von dem betreuenden Professor wurden sehr eigenwillige und im Ergebnis nicht haltbare Schlüsse aus der Arbeit seines Studenten gezogen“, kontert der BDB.

Eine von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Auftrag gegebene Unter­su­chung zur Luftqualität an den Bundeswasserstraßen hatte bereits 2015 aufgezeigt, dass die in der Fahrrinne emittierten Schadstoffe von Binnenschiffen - und damit auch deren Stickoxidausstoß - bereits am Flussufer praktisch nicht mehr nachweisbar seien. Das Umweltbundesamt (UBA) hat die Studie der BfG erst vor wenigen Tagen auf seiner Internetseite in einem Bericht mit dem Titel „Stickstoffoxidemissionen durch Bin­nen­schif­fe“ zitiert: „Die mittlere NO2-Zusatzbelastung, die durch die NOx-Emission der Binnenschifffahrt auf Mittel- und Niederrhein verursacht wird, nimmt demnach über­pro­por­tio­nal und sehr schnell mit Entfernung von der Fahrrinne ab“, folgert das UBA darin. Bestätigt wird damit auch, dass der Versuch, den Schadstoffausstoß der Schiff­fahrt mit Messgeräten vom Ufer aus zu messen, fehlgehen muss und daraus ab­ge­lei­te­te Ergebnisse reine Spekulation sind. Schließlich würden dann auch Emis­sio­nen aus anderen Quellen wie dem Straßenverkehr, dem Schienen- und Flugverkehr, der Industrie oder der privaten Verbraucher „mitgemessen“.

Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat im Rahmen seiner Aktion „Abgasalarm“ erst­mals einen Monat lang flächendeckende Stickoxid-Werte in Düsseldorf gemessen und ist zu Erkenntnissen gelangt, die die Ergebnisse der BfG-Untersuchung bestätigen: „Keine Auffälligkeiten in der Nähe des Rheins“, lautet das Fazit des WDR. Emissionen längs des Rheins tragen laut Atmosphärenforscher Robert Wegener „allenfalls zur generellen Hintergrundbelastung in Düsseldorf bei“. Die Messungen zeigten, dass die Stickoxidwerte im Rheinufertunnel und an dessen Tunnelöffnungen mit in der Spitze 145,2 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³), mehr als viermal so hoch sind wie der in Düsseldorf gemessene Durchschnittswert (33,5 µg/m³). Dies verdeutlicht, dass die Stickoxidbelastung an Punkten mit hohem Autoverkehr am höchsten ist.

Das Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) in Duisburg, eine der führenden Forschungseinrichtungen für die europäische Binnenschifffahrt, äußerte ebenfalls erhebliche Zweifel an dem Gehalt der getätigten Aussagen. Die Fachleute des DST sind der Auffassung, dass die in der Masterarbeit und in den dort zugrunde gelegten Modellen angesetzte Motorenleistung der Binnenschiffe deutlich zu hoch sei. Dadurch würden die Emissionsszenarien für die Binnenschifffahrt künstlich vergrößert und „aufgeblasen“. Dies belegten u.a. umfangreiche Messungen an Bord verschiedener Binnenschiffe im kürzlich abgeschlossenen europäischen For­schungs­pro­jekt „PROMINENT“. Angesichts der strengen Grenzwerte, die neue Motoren in der europäischen Binnenschifffahrt ab 2019 bzw. 2020 erfüllen müssen, erscheint auch der in der Masterarbeit angesetzte Rückgang der Emissionen im Zeitraum 2015 bis 2030 um lediglich 6,9% zu gering. Für PKW wird in dem Szenario, das Prof. Schreckenberg für seine Aussagen bemüht, für den gleichen Zeitraum ein Rückgang des NOx-Aus­sto­ßes um 86% angenommen.

Zu kritisieren sei schließlich auch, dass in der von Prof. Schreckenberg betreuten Masterarbeit Emissionsdaten der Binnenschifffahrt aus dem Jahr 2012 verwendet wurden, indem auf altes TREMOD-Datenmaterial des ifeu-Institutes zurückgegriffen wurde. In der Zwischenzeit erfolgte Modernisierungen in der Binnenschifffahrt wurden demnach nicht berücksichtigt.

Bemerkenswert sei zudem, dass der Verfasser der Masterarbeit in der Zwischenzeit selbst verkündet habe, dass seine Untersuchung „keinen Angriff auf die Bin­nen­schiff­fahrt“ darstellen soll. Es müsse schließlich berücksichtigt werden, dass Stick­oxid­emis­sio­nen der Schiffe aufgrund der Flüchtigkeit und Verwirbelung gar nicht in dem Maße bei der Bevölkerung ankommen. Die Studie nehme deshalb in erster Linie die Aus­wir­kun­gen technologischer Veränderungen im Straßenverkehr auf die Emissionen in den Fokus, betrachte jedoch - entgegen des in der Öffentlichkeit entstandenen Eindrucks - gar nicht die Schadstoff-Immissionen und damit die eigentliche Belastung für die Anwohner.

Der BDB erwartet, dass Prof. Schreckenberg dem Beispiel seines Studenten folgt und seine Aussagen - ebenso öffentlichkeitswirksam wie seine bisherigen Einlassungen - in das rechte Licht rückt.

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