Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 23.6.2009Am Dienstag war ich auf der Consense, dem internationalen Kongress mit Fachausstellung für nachhaltiges Bauen. Vermutlich mehr als 800 Fachleute sprechen am Dienstag und Mittwoch in Stuttgart über "green buildings". Bemerkenswert war u.a. der Vortrag von Jeanette Huber, Mitglied der Geschäftsleitung und Zukunftsreferentin beim Zukunftsinstitut. Sie sprach über "Megatrends und Märkte". Megatrends sind treibende Kräfte unserer Zivilisation, und man kann sie an drei Kriterien festmachen: sie haben epochalen Charakter, sie sind ubiquitär (omnipräsent) und global. Der Megatrend Individualisierung ändert das Webmuster unserer Gesellschaft. Es entsteht ein Patchwork aus vielfältigen Lebensformen, der individuelle Lebensstil wiederum wandelt sich mehrmals im Leben und die Gesellschaft atomisiert sich zusehends. Wohnformen ändern sich entsprechend. Laut Frau Huber werden wir in Zukunft 5 bis 7 Mal den Beruf (nicht den Arbeitgeber) wechseln. Der Megatrend Alterung hat eine "Silberne Revolution" losgetreten. Die neuen "Oldies" sind ungewohnt anders, sie werden biologisch immer älter und bleiben geistig dabei immer jünger - Beispiel Thomas Gottschalk (immerhin schon 59 Jahre alt). Dieses "Downaging" bringt die aktiven Lebensentwürfe der Rentenaussteiger hervor und neue Service-Nischen. Übrigens: Jeder zweite Mensch, der jetzt auf die Welt kommt, soll das 22. Jahrhundert erreichen - wird als älter als 90 (sofern er nicht zu viele Hamburger ißt!). Der "Female Shift" bedeutet, dass sich die gute Bildung und die zunehmende Erwerbstätigkeit der Frauen in wachsenden gesellschaftlichen Einfluss übersetzen. Doch er führt auch dazu, dass das traditionelle Sicherungssystem "Familie" unter Stress gerät. Der Bedarf an sozialen Netzwerken und Services, die die so entstandene häusliche Lücke schließen, wächst. "Care-Providung", das Angebot fürsorglicher Dienstleistungen, wird zum Zukunftsmarkt. Mit der Globalisierung hat sich das Gravitationszentrum des wirtschaftlichen Wachstums in die Schwellenländer verschoben. Das schafft einen bescheidenen Reichtum am Boden der weltweiten Sozialpyramide, aber es verstärkt zugleich die globalen Umweltprobleme, denn trotz steigender Energieeffizienz steigen die CO₂-Emissionen weiter. Ein Hebel zur Lösung der globalen Umweltprobleme ist die Energie-Wende, ein anderer ist ein effizienterer Umgang mit Ressourcen aller Art. "Reduce, Reuse, Recycle" wird zum Motto einer nach-fossilen Ökonomie. Das stellt neue Anforderungen an die Bauwirtschaft, zu Ende gedacht wird das Bauwerk zum Bergwerk und zum Kraftwerk. Aber auch moderne Stadtentwicklung kann viel zur Ökologisierung unseres Lebens beitragen. Denn eine Ökonomie die von Dienstleistungen, High Tech und geistiger Arbeit gespeist wird, ist sauberer als je zuvor. Das ermöglicht es, Wohnen und Arbeiten in vielen Fällen wieder sehr nah zusammenbringen. Eine solche Re-Integration von Leben und Arbeiten eliminiert die Notwendigkeit von Mobilität, ohne die Lebensqualität der Menschen einzuschränken. Sie bietet vielmehr einen wunderbaren Nebeneffekt: mehr Zeit zum Leben. Das aber kommt einem Paradigmenwechsel der Stadtentwicklung gleich, deren Ziel es lange war, zweckgebundene Räume zu schaffen, Orte zum Wohnen, Arbeiten, für öffentliche Einrichtungen, Kultur, Erholung, Sport und Freizeit. Heute geht es darum, all diese Orte wieder zu vereinen. Um sich von der überschaubaren Ausstellung zur Consense ein
Bild zu machen, habe ich auf
twitter.com/bautweet bzw. Twitpic ein Bild abgestellt:
twitpic.com/89k76. Ich werde in den nächsten Tagen auch noch
einmal auf die Consense zurückkommen. Heute sind wir im Bauletter
ansonsten eher konventionell bis sehr konventionell:
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