Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 3.11.2009
Der Traum der
Ingenieure von selbstheilenden Oberflächen rückt ein Stück näher
in die Realität: Forscher haben eine galvanische Schicht
hergestellt, in der nanometerkleine Kapseln stecken. Wird die
Schicht verletzt, geben die Kapseln Flüssigkeit frei und
reparieren den Kratzer.
Die menschliche Haut ist ein Phänomen: Kleine Kratzer und
Schnitte heilen schnell ab, schon nach wenigen Tagen ist nichts
mehr von der Schramme zu erkennen. Anders bei Werkstoffen, etwa
Metallen: Hat die galvanische Schicht, die Metalle vor Korrosion
schützt, einen Kratzer, ist der Rostschutz dahin. Ingenieure
arbeiten daran, den Selbstheilungseffekt der Haut auf Werkstoffe
zu übertragen. Die Idee, die dahinter steckt: In die galvanische
Schicht sollen flüssigkeitsgefüllte Kügelchen mit eingebracht
werden - gleichmäßig verteilt wie Rosinen in einem Kuchen. Wird
die Oberfläche beschädigt, platzen die an dieser Stelle liegenden
Kügelchen auf, die Flüssigkeit läuft heraus und "repariert" den
Kratzer. Bisher scheiterten solche Vorhaben an der Größe der
Kügelchen: Sie waren mit 10 bis 15 Mikrometern zu groß für die
etwa 20 Mikrometer dicken galvanischen Schichten - die Kapseln
veränderten die mechanischen Eigenschaften der Schicht.
Forscher des
Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung
IPA in Stuttgart haben mit ihren Kollegen der
Universität
Duisburg-Essen ein Verfahren entwickelt, galvanische Schichten
mit Nano-Kapseln herzustellen. Die
Volkswagen-Stiftung finanziert das Projekt. Der Durchmesser
der Kapseln beträgt nur einige hundert Nanometer, also fast eine
Größenordnung kleiner als bisher.
"Die Herausforderung liegt darin, die Kapseln beim Herstellen
der galvanischen Schicht nicht zu beschädigen", sagt Dr. Martin
Metzner, Abteilungsleiter beim IPA. "Denn je kleiner die Kapseln,
desto dünner und empfindlicher wird auch ihre Hülle. Die
Elektrolyte, die man für diese galvanotechnischen Prozesse
verwendet, sind chemisch recht aggressiv und können die Kapseln
leicht zerstören." Die Forscher mussten daher das Material der
Kapselhülle und die verwendeten Elektrolyte aufeinander abstimmen.
In etwas anderer Art könnten die Schichten in mechanischen
Lagern eingesetzt werden: Die Lagermaterialien sind üblicherweise
galvanisch beschichtet. In diese Schicht lassen sich die Kapseln
einlagern. Reicht der Schmierstoff im Lager kurzfristig nicht aus,
wird ein Teil der Beschichtung abgetragen, die oben liegenden
Kapseln platzen auf und geben Schmierstoff frei. Das Lager wird
nicht beschädigt, wenn es kurzzeitig trocken läuft. Für
Kupfer-,
Nickel- und Zinkschichten haben die Forscher erste Schichten im
Zentimetermaßstab hergestellt. Bis ganze Bauteile beschichtet
werden können, dauert es nach Einschätzung des Experten noch
eineinhalb bis zwei Jahre. Komplexere Systeme sollen folgen - etwa
verschieden gefüllte Kapseln, deren Flüssigkeiten miteinander
reagieren wie ein Zwei-Komponenten-Kleber.
Nach "Nano" und "Zentimetermaßstab" wenden wir uns jetzt eher
"Makro" und "Metermaßstab" zu, bleiben in einigen Beiträgen aber
durchaus beim Beschichten - sowohl funktional wie dekorativ:
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