Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 4.7.2010Katastrophe²! Renaissance der Kohle nach Katastrophe im Golf von MexikoMitte Juni initiierte die weltgrößte Umwelttechnologie-Messe IFAT ENTSORGA in Berlin ein Expertengespräch zum Thema "Exportchance Umwelttechnologie - trifft sie den Bedarf der Zukunftsmärkte?". Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Vorsitzender im Weltklimarat und Chefökonom des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, eröffnete die Veranstaltung mit dem Vortrag "Klimaschutz als globale Herausforderung - Chancen, Schwerpunkte, Schlüsseltechnologien". Die gigantische Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wird drastische Folgen haben: personelle, ökologische, wirtschaftliche. Aber profitiert wenigstens das globale Klima davon, wenn die Havarie den Rohölpreis weiter steigen und den weltweiten Verbrauch dadurch sinken lässt? Ganz im Gegenteil, wie Prof. Dr. Ottmar Edenhofer klarstellte: "Steigende Ölpreise sind ein Desaster für den Klimaschutz", erklärte der Wissenschaftler bei dem Expertengespräch in Berlin. Ein hoher Ölpreis mache die Nutzung von Kohle zur Verstromung bereits jetzt wieder deutlich wettbewerbsfähiger, vor allem in China, Indien und den USA. "Wir befinden uns mitten in einer Renaissance der Kohle", konstatierte Edenhofer. Der Preis dafür seien noch stärker steigende CO₂-Emissionen. Heizt die Katastrophe in den USA den Ölpreis noch weiter an, könne dies dazu beitragen, dass vor allem in China Pläne zur Verflüssigung der gewaltigen Kohlereserven Realität werden. Dies würde noch einmal zu einer Erhöhung der weltweiten Kolendioxid-Emissionen in die Atmosphäre führen - mit möglicherweise weit dramatischeren Folgen für das Weltklima. Wie erreicht die Menschheit das 2-Grad-Ziel? Wissenschaftler sind sich einig: Die globale
Durchschnittstemperatur darf in den nächsten Jahrzehnten auf
keinen Fall um mehr als 2 Grad steigen. Andernfalls drohten
Konsequenzen, die längst nicht mehr beherrschbar sind - etwa
Ernteausfälle in Teilen Afrikas oder ein Anstieg des
Meeresspiegels, der die Existenz von Millionen Menschen in den
Küstenregionen gefährden würde. Das 2-Grad-Ziel sei, so Edenhofer,
aber nur zu erreichen, wenn die Emission von Klimagasen schon in
den nächsten Jahren konstant bleibt und spätestens zu Beginn des
nächsten Jahrzehnts zu sinken beginnt - ein Ziel, das im Moment
weiter entfernt scheint als je zuvor. Die Voraussetzung für den
dringend notwendigen Kurswechsel sei die Errichtung eines globalen
CO₂-Marktes, der
klimaschädliche Emissionen auf ein verträgliches Minimum begrenzt.
Zudem seien technologische Innovationen erforderlich, um dieses
Ziel zu erreichen - und zwar in einem Maßstab, in dem unsere
heutige Dachbegrünung in Berlin, ein paar Solarmodule in Madrid
und nachhaltige Abwasserentsorgung bundesweit irgendwie doch etwas
niedlich wirken:
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