Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 30.1.2011

Forschungsverbund setzt sich für die “Schwimmenden Träume” im Wattenmeer ein

Wissenschaftler aus Siegen, Aachen, Göttingen und Schleswig-Holstein entwickeln Konzepte zur Sicherung der Halligen. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens sollen zum dauerhaften Schutz der Weltnaturerbes Wattenmeer beitragen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit rund 1 Million Euro. Die Koordination erfolgt durch das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Universität Siegen unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Jensen.

Der Schriftsteller Theodor Storm nannte sie "Schwimmende Träume" und in der Tat sind die zehn nordfriesischen Halligen an der Westküste Schleswig- Holsteins weltweit einzigartig. Die von der Nordsee umspülten und zeitweise überspülten Inseln zählen seit 2009 zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Mit einer Größe von ca. 9000 km² ist das Wattenmeer der Nordsee eines der größten Feuchtgebiete der Welt und hat neben der ökologischen und kulturhistorischen Bedeutung auch großen Einfluss auf den Küstenschutz an der Festlandküste. Die Halligen stellen hier in ihrer exponierten Lage eine einzigartige Naturerscheinung dar, die geschützt werden muss.

Während bei den Nachbarinseln Amrum oder Föhr Deiche vor Sturmfluten schützen, ist dies bei den Halligen nicht der Fall. Stattdessen stehen die Gebäude hier auf künstlich aufgeworfenen Erdhügeln. Tritt eine Sturmflut ein, welche die Inseln überfluten, ragen nur noch diese so genannten Warften aus dem Meer. So heißt es bis zu 50 Mal im Jahr "Land unter" auf den Halligen. Für die rund 400 Inselbewohner ist dies zum Alltag geworden. Sie leben und arbeiten im Einklang mit der Natur. Die immer wiederkehrenden Überflutungen beeinflussen jedoch den Zustand der Inseln.

Während viele Folgen und Konsequenzen des Klimawandels noch nicht wissenschaftlich abgesichert sind, ist der Meeresspiegelanstieg gesichert. Dieser hat direkte Auswirkungen auf die Überflutungshäufigkeit und -intensität der Halligen und stellt damit eine existenzielle Gefährdung dar. Um die Entwicklung der Halligen zu untersuchen, haben sich die Wissenschaftler nun zusammengeschlossen und ihre Kompetenzen gebündelt. Unter Berücksichtigung des Klimawandels erforschen nun das fwu der Universität Siegen, das Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft sowie das Institut für Soziologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, das geowissenschaftliche Zentrum der Universität Göttingen und die Landesbetriebe für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH) die Zukunft eines weltweit einzigartigen Landschaftsraumes.

"Ziel dabei ist es, innerhalb von drei Jahren nachhaltige, Küstenschutz- und Bewirtschaftungsstrategien unter Berücksichtigung des Klimawandels zu entwickeln, welche die Bedeutung der Halligen im nordfriesischen Wattenmeer fokussieren und zum Erhalt des Weltnaturerbes beitragen", erklärte Prof. Jensen. Teilergebnisse des Forschungsvorhabens - z. B. Analysen zu Meeresspiegeländerungen, Sturmfluten, Seegang - lassen sich dabei auch auf andere Küstenbereiche übertragen und leisten dadurch einen Beitrag zu anderen Forschungsprojekten. Nur auf der Grundlage eines umfassenden Prozessverständnisses kann die zukünftige Entwicklung des Wattenmeers sowie der Halligen und Inseln auf der Grundlage ausgewählter Szenarien abgeschätzt werden.

Durch die Erfassung des derzeitig vorhandenen Schutzstandards sollen risikoorientierte Gefährdungsanalysen durchgeführt werden, die als Grundlage zur Entwicklung neuer Küstenschutzstrategien dienen. Abschließend erfolgt eine Untersuchung der Akzeptanz dieser Maßnahmen unter den Bewohnern der Halligen. Die Untersuchungen werden exemplarisch an den drei Halligen Langeneß, Nordstrandischmoor und Hooge durchgeführt. Als Referenzobjekte betrachten die Wissenschaftler zudem kleinräumig bedeichte Bereiche auf Norderney und Spiekeroog. Im Rahmen des Projektes sollen dabei sowohl heutige, als auch zukünftige klimatische Randbedingungen berücksichtigt werden. ... Wie bleiben zunächst bei Flächenverbrauch und Flächennutzung bzw. beim Landschaftsschutz:
  

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