Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 3.10.2012Lobbyismus: Porsche hat offenbar Beschlussvorlage für EU-Lärmgrenzwerte für Neufahrzeuge verfaßtDer "Kompromissvorschlag" zur geplanten Verkehrslärmverordnung der EU-Kommission wurde möglicherweise in der Akustikabteilung des Sportwagenbauers Porsche verfasst. Das soll zumindest aus den Dokumenteneigenschaften einer Beschlussvorlage für den Umweltausschuss des EU-Parlaments hervorgehen: Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) ist in dem Dokument als Autor des Papiers der Fachgebietsleiter Akustik der Porsche AG, Hans-Martin Gerhard, eingetragen. Das offenbar Anfang Juli bei Porsche entstandene Dokument wurde vom Berichterstatter für das EU-Parlament, Miroslav Ouzký, in das parlamentarische Verfahren eingebracht. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte daraufhin den deutschen Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD) auf, "Porsches anmaßende Manipulationsversuche der EU-Parlamentarier zu stoppen und eine lückenlose Aufklärung des Vorgangs zu veranlassen". Das von Porsche stammende Parlamentsdokument sieht einen um 3 Dezibel (dB) höheren Wert für hoch motorisierte Fahrzeuge vor - begünstigt werde hiervon beispielsweise der Porsche 911 oder Boxster S. Geringer motorisierten Fahrzeugen erlaubt der Vorschlag eine Lärmentwicklung, die noch 2 dB über dem des EU-Vorschlags liegt. Begünstigt wären auch Fahrzeuge anderer deutscher Hersteller wie der BMW 330i, Audi A4 3.2FSI, VW Golf 3d GT und das Mini Cooper Works Coupé sowie Porsche Cayman. Bei Verwendung spezieller Reifen gestattet der Vorschlag eine weitere Erhöhung um 1 dB. Auch schwere Nutzfahrzeuge müssten absehbar nicht leiser werden. Auch für die normal motorisierten Pkw sieht Ouzkýs Entwurf gegenüber dem EU-Vorschlag eine Verzögerung in der Absenkung der Lärmgrenzwerte vor. Das vorgeschlagene Verfahren erschwere laut DUH zudem erheblich die Einführung einer wichtigen, dritten Stufe durch komplizierte bürokratische Mechanismen. Erst eine langfristig zu erstellende Studie soll Aufschluss über die Notwendigkeit einer weiteren Herabsetzung der Lärmgrenzwerte geben. "Man kann davon ausgehen, dass die Automobilindustrie nach bewährtem Muster auch bei der Erstellung dieser Studie versuchen wird, ihren Einfluss geltend zu machen", sagt Dorothee Saar, Leiterin des Verkehrsbereiches der DUH. "Dabei fällt schwer zu sagen, was peinlicher ist - dass die Porsche AG der EU Gesetze nach ihrem Gusto diktiert, oder, dass zuständige Parlamentarier sich bereit erklären, diese Vorgaben zu übernehmen - und sich noch nicht einmal die Mühe machen, ihre Willfährigkeit zu kaschieren. Klar ist nur: Diese Art der Politik begünstigt Wenige und schadet Vielen." Verkehrslärm zählt zu den größten Umwelt- und Gesundheitsbelastungen in Europa, wo er 200 Millionen Menschen betrifft. Jährlich seien laut DUH-Pressemitteilung knapp 50.000 Todesfälle als direkte Folge von Verkehrslärm zu beklagen. Weitere 200.000 Menschen sind von Herzerkrankungen betroffen. Dass Porsche sich für die Schwächung geltender Lärmstandards in der EU einsetzt, ist nicht neu. Dr. Hans-Martin Gerhard, Leiter der Sound Design Abteilung bei Porsche, machte die Absicht des Sportwagenherstellers 2003 in einem Gespräch mit der Los Angeles Times unmissverständlich deutlich: Das Format eines Autos offenbare sich im Geräusch des Auspuffs und der Explosion des Geräusches der Maschine während der Beschleunigung. ... Kommen wir von den "Sound-Architekten" zu den im klassischen Sinne "echten Architekten" - allerdings ...
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