Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 31.1.2016

Die unterschätzte Ozeanerwärmung

Bei der Erforschung der Folgen des Klimawandels wurde bislang offenbar unterschätzt, wie sehr der Meeresspiegel ansteigt, indem sich das Wasser in den Ozeanen einfach nur durch zunehmende Erwärmung ausdehnt. Ein Forscherteam unter Federführung der Universität Bonn hat nun anhand von Satellitendaten berechnet, dass dieser Effekt in den vergangenen zwölf Jahren fast doppelt so stark war als bislang angenommen. Die Wissenschaftler stellen ihre Ergebnisse im renommierten Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) vor.

Im Prinzip reagiert das Wasser in den Ozeanen wie Quecksilber in einem Thermo­meter: Wenn die Temperatur zunimmt, dehnt sich die Flüssigkeit aus und steigt im Röhrchen an. Da die Weltmeere ebenfalls zwischen den Kontinenten eingezwängt sind, steigt auch ihr Spiegel an, wenn sie sich durch den Klimawandel aufheizen. „In den besonders tiefen Ozeanregionen reicht bereits eine kleine Erwärmung aus, um einen deutlichen Meeresspiegelanstieg hervorzurufen“, betont Dr.-Ing. Roelof Rietbroek vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Ein Anstieg von gleich mehreren Millimetern jährlich sei in Tiefseezonen keine Seltenheit. Zu diesem Ergebnis kommt auch Dr. Jürgen Kusche, Professor für Astronomische, Physikalische und Mathematische Geodäsie an der Bonner Universität. Zusammen mit Wissenschaftlern des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam und des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven berechneten die Geodäten aus den Erdschwerefelddaten der GRACE-Satelliten und den Meereshöhenmessungen des Altimeters von Jason-1 und Jason-2, wie stark der Meeresspiegelanstieg durch sowohl die erwärmungsbedingte Ausdehnung des Wassers als auch die Massenzunahme in den Ozean in den Jahren von 2002 bis 2014 war.

Effekt ist doppelt so groß wie die schmelzenden Eismassen Grönlands

Bislang wurde davon ausgegangen, dass der Meeresspiegel durch diesen „Thermo­me­ter­effekt“ jährlich im Schnitt um 0,7 bis 1,0 mm ansteigen würde. Lat den neuen Berechnungen betrug der Meerespiegelanteil durch Ausdehnung aber etwa 1,4 mm pro Jahr – also fast doppelt so viel wie zuvor angenommen. „Dieser Höhenunterschied entspricht in etwa dem Doppelten des abschmelzenden grönländischen Eisschildes“, sagt Dr. Rietbroek.

Außerdem variiert der Meeresspiegelzuwachs durch die Volumenausdehnung in den verschiedenen Ozeanregionen und durch andere Effekte sehr stark. Nach den Aus­wertungen des Forscherteams halten die Philippinen mit rund 15 mm jährlich den Rekord, während an der Westküste der USA weitgehend Stillstand herrscht - weil es dort zu kaum einer Meerwassererwärmung kommt.

Risiko von Sturmfluten könnte deutlich ansteigen

Vom Meeresspiegelanstieg bedroht sind vor allem Siedlungen in Küstennähe, wo die regionalen Änderungen eine größere Rolle spielen können als der globale Anstieg. „Wegen ein paar Millimeter mehr wird kein Land seine Deiche höher bauen“, sagt Dr. Rietbroek. „Allerdings summieren sich diese kleinen Beträge in Jahrzehnten zu etlichen Zentimetern. Die Wahrscheinlichkeit einer zerstörerischen Sturmflut könnte damit drastisch zunehmen.“ Deshalb lohnt es sich aus Sicht des Wissenschaftlerteams, den ausdehnungsbedingten Wasserspiegelanstieg in den Weltmeeren hinsichtlich des Klimawandels im Auge zu behalten. Es gebe nur wenige Messdaten darüber, wie stark sich die Ozeane bei steigenden globalen Lufttemperaturen in Tausenden Metern Tiefe erwärmen und ausdehnen.

„Die physikalischen Ausdehnungsprozesse in der Tiefsee sind bisher nur mangelhaft berücksichtigt“, resümiert der Geodät der Universität Bonn. Sie spielten aber bei der Abschätzung der Klimafolgen eine entscheidende Rolle. Außerdem sei der Anstieg des Meeresspiegels weit weniger durch natürliche Schwankungen überlagert als der Anstieg der globalen Temperaturen, und damit ein verlässlicherer Indikator des Klimawandels ... gegen den u.a. Architekt und Bauingenieur Werner Sobek mit seinen Mitteln ankämpft:

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