Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 02.11.2020

Rekordfertigstellungen bei Unternehmensimmobilien

Projektentwickler haben auf den seit längerem akuten Flächenmangel reagiert: Bereits nach dem ersten Halbjahr 2020 zeichnet sich für das Gesamtjahr ein neuer Rekord mit rund 2,2 Mio. m² fertiggestellten Flächen von Unternehmensimmobilien ab. 2019 wurden 1,3 Mio. m² fertiggestellt - das wäre also eine Steigerung um 66%. Zugleich war auch das Transaktionsvolumen mit mehr als 1,2 Mrd. Euro im ersten Halbjahr ausgesprochen hoch – und das, obwohl sich internationale Akteure auffallend zurückhielten. Mit Abstand am begehrtesten waren erneut Gewerbeparks. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Marktberichts der Initiative Unternehmensimmobilien.


Grafik © bulwiengesa

Hohes Neubauvolumen vor allem bei Produktionsimmobilien

Ralf-Peter Koschny, Vorstand bei Bulwiengesa stellt fest: „Projektentwickler haben auf den seit längeren akuten Flächenmangel bei Unternehmensimmobilien reagiert. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit dem Rekordergebnis von 2,2 Millionen Quadratmetern neu fertiggestellter Flächen. Dieses Jahr werden vor allem viele Produktionsimmobilien fertig – gerade Eigennutzer bauen im großen Stil. Dadurch kann auch die Befürchtung, dass womöglich das Angebot die Nachfrage übersteigen könnte, ausgeräumt werden. Wir beobachen gespannt, wie groß der Anteil dieser Objekte sein wird, die in nächster Zeit durch Sale-and-Leaseback-Transaktionen dem Investmentmarkt zugeführt werden.“

Bereits im ersten Halbjahr 2020 nahmen die Fertigstellungen in den Kategorien Lager- und Produktionsimmobilien mit 89% den Großteil der Unternehmensimmobilien ein. Während aber bei den Lagerimmobilien im langjährigen Mittel ein Rückgang von rund 32% zu verzeichnen ist, gewinnen Produktionsimmobilien an Bedeutung und schneiden 17% besser ab als im fünfjährigen Schnitt. Das Rekordergebnis bei Produktionsimmobilien lässt sich auf eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Projekten zurückführen, die in diesem Jahr fertiggestellt werden. Charakteristisch für diese Projekte ist ebenfalls eine große Varianz der jeweiligen Flächengrößenklassen.

Die Fertigstellungszahlen von Gewerbeparks ziehen ebenso an. Auch wenn sie im ersten Halbjahr nur 9% der Fertigstellungen ausmachen, nehmen sie in der fünfjährigen Betrachtung stetig zu (+15%). Damit kann dem Wunsch nach Multi-Tenant-Objekten entgegengekommen werden. Transformationsimmobilien, also beispielsweise umgenutze Industrieareale, spielen mittlerweile eine untergeordnete Rolle. Dies ist in erster Linie mit einer begrenzten Verfügbarkeit von geeigneten Immobilien zur Umnutzung zu begründen.

Hohes Transaktionsvolumen, aber internationale Akteure zögerlich

Bei einem Transaktionsvolumen von mehr als 1,2 Mrd. Euro konnte im ersten Halbjahr das zweithöchste Halbjahresvolumen registriert werden - trotz der deutlichen Zurückhaltung internationaler Akteure. Damit ist der Start in das Jahr trotz aller negativen Vorzeichen bemerkenswert positiv ausgefallen. Lediglich 2017 konnte in einem ersten Halbjahr ein höheres Volumen verzeichnet werden. Die Betrachtung der Vorjahre zeigt, dass in der zweiten Jahreshälfte in der Regel höhere Investments getätigt wurden und somit in diesem Jahr trotz der Corona-Pandemie ein erneutes Rekordjahr erreicht werden könnte.

Während 2017 und 2019 der Anteil internationaler Akteure am Transaktionsmarkt für Unternehmensimmobilien überdurchschnittlich war, schienen sich internationale Akteure im ersten Halbjahr 2020 deutlich zurückzuhalten. Der Rückgang steht aller Wahrscheinlichkeit nach mit der unsicheren Situation rund um COVID-19 in Zusammenhang. Bei europäischen Akteuren nahmen die anteiligen Käufe um 16 % und bei nordamerikanischen Akteuren um 11 % im Vergleich zum Vorjahr ab.

Ralf-Peter Koschny resümiert: „Deutsche Akteure sind aktuell stärker bereit, mit Unternehmensimmobilien zu handeln. Ihr Anteil im ersten Halbjahr lag bei 86 Prozent. Auch 2016, als die Europäische Zentralbank den Leitzins auf null Prozent gesenkt hatte, war das Interesse ähnlich stark - viele sahen sich nach Anlagealternativen um, die nicht jeder auf dem Schirm hat, beflügelt durch vergleichsweise hohe Renditen bei zugleich hoher Flächennachfrage. Deutsche Investoren haben einen Heimvorteil. Sie sind mit dem hiesigen Markt vertraut und können noch vor europäischen und internationalen Akteuren auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren.“

Im Vergleich nahm der Anteil deutscher Akteure aktuell beim Kauf um 28% zu, bei Verkäufen um 19%. So ein hoher Anteil wurde im gesamten Betrachtungszeitraum seit 2013 noch nicht beobachtet.

Investments in Gewerbeparks mit überragendem Anteil

Mit Ausnahme der Gewerbeparks (+60%) und den Lagerimmobilien (+31%) büßten zuletzt diverse Objektkategorien wie Transformationsimmobilien (-100%) und Produktionsimmobilien (-56%) im Vergleich zum 5-Jahres-Schnitt an Transaktionsvolumen deutlich ein. Gewerbeparks sind die am stärksten gehandelte Objektkategorie im ersten Halbjahr 2020. Mit rund 903 Mio. Euro Transaktionsumsatz vereinen sie knapp 73% des gesamten Investmentvolumens auf sich. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre wurden rund 1,13 Mrd. Euro pro Jahr in Gewerbeparks investiert. Dieses beachtliche Niveau wurde zum ersten Halbjahr 2020 zu 80% bereits erreicht. Der Rest der Investments teilt sich auf Lager- (16%) und Produktionsimmobilien (12%) auf.

Baulinks-Beiträge vom 1. November 2020

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