Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 20.01.2021

Die Welt muss aufwachen, um langfristige Risiken zu erkennen

Seit 15 Jahren warnt der Global Risks Report des Welt­wirt­schafts­forums die Welt vor den Gefahren von Pandemien. Im Jahr 2020 haben wir gesehen, welche Auswirkungen es hat, wenn man sich nicht darauf vorbereitet und langfristige Risiken außer Acht lässt. Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur Menschenleben gefordert, sondern auch seit Langem bestehende gesundheitliche, wirtschaftliche und digitale Ungleichheiten verstärkt. Milliarden von Pflegern, Arbeitern und Studenten - insbesondere Minderheiten, die vor der Pandemie benachteiligt waren - laufen jetzt Gefahr, den Anschluss an die neuen und gerechteren Gesellschaften zu verlieren, die sich nach der Erholung auftun könnten. Laut dem gestern (19.1.) veröffentlichten Global Risks Report 2021 können diese Entwicklungen außerdem die globale Zusammenarbeit behindern, die notwendig ist, um langfristige Herausforderungen wie die Umweltzerstörung anzugehen.

Wenn es um den Zugang zu Technologien und um digitale Fähigkeiten geht, besteht die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen den „Begünstigten“ und den „Benachteiligten“ vergrößert und den sozialen Zusammenhalt in Frage stellt. Dies wird vor allem junge Menschen weltweit betreffen, da diese Gruppe mit der zweiten globalen Krise innerhalb einer Generation konfrontiert ist und womöglich im nächsten Jahrzehnt keinerlei Chancen geboten bekommt.

Durch den durch COVID-19 verursachten finanziellen, digitalen und das Ansehen betreffenden Druck kann es zudem dazu kommen, dass vielen Unternehmen und ihren Belegschaften der Zugang zu den Märkten der Zukunft verwehrt bleibt. Während diese potenziellen Ungleichheiten zu einer gesellschaftlichen Spaltung innerhalb der Staaten führen könnten, behindern die zunehmend angespannten und fragilen geopolitischen Aussichten auch die globale Erholung, wenn mittelgroßen Mächten ein Mitspracherecht verweigert wird.

Mit Blick auf das nächste Jahrzehnt dominieren auch hier Umweltrisiken, bezogen auf Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit. Gesellschaftliche Brüche, Unsicherheiten und Ängste werden es schwieriger machen, das Maß an Koordination zu erreichen, das notwendig ist, um die fortschreitende Schädigung des Planeten anzugehen.

Zum ersten Mal bewertet der Bericht die Risiken auch danach, wann sie nach Ansicht der Befragten eine kritische Bedrohung für die Welt darstellen.
  • Eindeutige und aktuelle Gefahren (0-2 Jahre) sind mit der Sorge um Leben und Lebensunterhalt verbunden - darunter Infektionskrankheiten, Beschäftigungskrisen, digitale Ungleichheit und Desillusionierung der Jugend.
  • Mittelfristig (3-5 Jahre) sehen die Befragten die Welt von wirtschaftlichen und technologischen Folgerisiken bedroht, die erst in einigen Jahren zum Tragen kommen könnten - wie das Platzen von Spekulationsblasen, der Zusammenbruch der IT-Infrastruktur, Preisinstabilität und Schuldenkrisen.
  • Existenzielle Bedrohungen (5-10 Jahre) - Massenvernichtungswaffen, Staatszerfall, Verlust der biologischen Vielfalt und schädliche technologische Fortschritte - dominieren die langfristigen Sorgen.
„Im Jahr 2020 ist das Risiko einer globalen Pandemie Realität geworden, eine Gefahr, auf die dieser Bericht seit 2006 hinweist. Wir wissen, wie schwierig es für Regierungen, Unternehmen und andere Stakeholder ist, solche langfristigen Risiken anzugehen, aber was wir hieraus lernen, ist, dass sie nicht weniger wahrscheinlich werden, wenn wir sie ignorieren. Parallel zur allmählichen Überwindung der Pandemie durch Regierungen, Unternehmen und Gesellschaften müssen diese jetzt dringend neue wirtschaftliche und soziale Systeme gestalten, die unsere kollektive Wider­standsfähigkeit und Fähigkeit, auf Schocks zu reagieren, verbessern und gleichzeitig Ungleichheiten verringern, die Gesundheit verbessern und den Planeten schützen. Als Beitrag zur Bewältigung dieser Herausforderung wird die Veranstaltung The Davos Agenda nächste Woche globale Führungskräfte mobilisieren, um die Prinzipien, politischen Richtlinien und Partnerschaften zu gestalten, die in diesem neuen Kontext benötigt werden", sagte Saadia Zahidi, Managing Director beim Weltwirtschaftsforum.

Der Bericht reflektiert auch die Reaktionen auf COVID-19 und zieht Lehren, um die globale Widerstandsfähigkeit zu stärken. Zu diesen Lehren gehören...
  • die Festlegung von Analyserahmen,
  • die Förderung von Risiko-Champions,
  • der Aufbau von Vertrauen durch klare und einheitliche Kommunikation und
  • die Schaffung neuer Formen von Partnerschaften.
Die in dem Bericht dargestellten Hauptrisiken werden durch Empfehlungen ergänzt, die Ländern, Unternehmen und der internationalen Gemeinschaft helfen sollen, angesichts übergreifender Risiken zu agieren, statt zu reagieren. Der Bericht schließt mit einem Überblick über „Grenzrisiken“ - neun Ereignisse mit gravierenden Auswirkungen und von geringer Wahrscheinlichkeit, die von Experten im Rahmen vorausblickender Übungen ermittelt wurden - darunter geomagnetische Störungen, unbeabsichtigte Kriege und die Nutzung von Gehirn-Maschine-Schnittstellen.

„Die Beschleunigung der digitalen Transformation verspricht große Vorteile, wie zum Beispiel die Schaffung von fast 100 Millionen neuen Arbeitsplätzen bis 2025. Gleich­zeitig könnten jedoch durch die Digitalisierung rund 85 Millionen Arbeitsplätze verdrängt werden. Da 60% der Erwachsenen immer noch keine digitalen Grundkenntnisse haben, besteht die Gefahr, dass bestehende Ungleichheiten vertieft werden", so Peter Giger, Group Chief Risk Officer, Zurich Insurance Group. „Das größte langfristige Risiko bleibt die Untätigkeit beim Klimawandel. Es gibt keinen Impfstoff gegen Klimarisiken, daher müssen sich die Wiederaufbaupläne nach der Pandemie auf Wachstum konzentrieren, das mit der Nachhaltigkeitsagenda in Einklang gebracht wird, für einen besseren Neuanfang.“

„Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von COVID-19 werden die Art und Weise, wie Unternehmen mit Kunden und Kollegen interagieren, noch lange nach der Einführung des Impfstoffs beeinflussen. Mit der Umgestaltung der Arbeits­plätze durch die Unternehmen entstehen neue Schwachstellen. Die rasante Digi­tali­sierung führt zu einem exponentiellen Anstieg der Cyberrisiken, die Unterbrechung der Lieferkette verändert die Geschäftsmodelle radikal, und die Umstellung auf Arbeit im Home Office geht für die Mitarbeiter mit einem Anstieg ernster Gesundheitsprobleme einher“, sagt Carolina Klint, Risk Management Leader, Kontinentaleuropa, Marsh. „Jedes Unternehmen muss seine Strategien zur Risikominderung verstärken und ständig überprüfen, wenn es seine Widerstandsfähigkeit gegenüber zukünftigen Krisen verbessern will.“

„Die Pandemie im Jahr 2020 war ein Stresstest, der die Grundfesten von Volks­wirt­schaften und Gesellschaften weltweit erschütterte. Die Wiederherstellung der Widerstandsfähigkeit gegenüber systemischen Schocks wird erhebliche finanzielle Mittel, internationale Zusammenarbeit und einen größeren sozialen Zusammenhalt erfordern. Die Widerstandsfähigkeit wird auch vom weiteren Wachstum der weltweiten Konnektivität abhängen, denn wir wissen, dass Volkswirtschaften, die früh digitalisiert haben, im Jahr 2020 relativ gesehen besser abgeschnitten haben“, so Lee Hyung-hee, President, Social Value Committee, SK Group. „Wenn sich der weitere Einsatz von 5G und KI als Wachstumsmotor erweisen soll, müssen wir jedoch dringend digitale Gräben überbrücken und uns mit ethischen Risiken befassen.“

Der Global Risks Report 2021 (PDF-Download) wurde mit der Unterstützung des Global Risks Advisory Board des Weltwirtschaftsforums entwickelt. Darüber hinaus profitiert der Bericht von der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den strategischen Partnern Marsh & McLennan, SK Group und Zurich Insurance Group sowie den akademischen Beratern an der Oxford Martin School (University of Oxford), der National University of Singapore und dem Wharton Risk Management and Decision Processes Center (University of Pennsylvania).

Baulinks-Beiträge vom 19. Januar 2021

Neue Regeln für Energieausweise ab 1. Mai 2021
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Ab dem 1. Mai 2021 gelten neue Regeln für Energieausweise von beste­hen­den Wohngebäuden. Relevant sind die Änderungen nicht nur für neue Energieausweise, sondern auch für 10 Jahre alte Ausweise: Denn Energie­ausweise sind generell nur für zehn Jahre gültig und müssen deshalb unter Umständen erneuert werden. weiter lesen

Subsidenz / absinkende Erdoberfläche - ein weltumspannendes Problem kartiert
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Das lokale Absinken der Erdoberfläche, auch Subsidenz genannt, hat in vielen Fällen nicht nur umweltbezogene, sondern auch schwerwiegende sozioökonomische Auswirkungen zur Folge. Zu diesem Schluss kommen u.a. auch italinische Forscher. weiter lesen

Eversol: Energiewende in der Wohnungsbranche?
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Dank GEG und CO₂-Steuer soll bis 2050 ein nahezu klimaneutraler Haus­be­stand in Deutschland entstehen. Helfen könnten dabei solar­ver­sorgte Häuser mit Pauschalmiete für Wärme und Strom. In diesem Sinne werden derzeit zwei teilautarke Häuser in Cottbus energetisch analysiert. weiter lesen

Sprunghaft: 120.000 Heizungswärmepumpen plus 20.500 Warmwasser-Wärmepumpen 2020 neu installiert
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120.000 Heizungswärmepumpen wurden laut BDH/BWP-Absatzstatistik 2020 in Deutschland installiert. Das entspricht einem Wachstum von 40% gegenüber dem Vorjahr. Bei reinen Warmwasser-Wärmepumpen stieg die Zahl der installierten Geräte um 24%. weiter lesen

Robustes Wachstum bei Betonfertigteilen 2020 und 2021
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Angeschoben von einem florierenden Neubau, insbesondere im Ge­schoss­wohnbau, wuchs der Markt für Fertigbetonwände und Fertig­decken in Deutschland auch Jahr 2020 signifikant - das zeigt eine aktuelle Marktstudie von Branchenradar.com. weiter lesen

Messe Frankfurt verschiebt Heimtextil, Techtextil und weitere Frühjahrs-Messen auf 2022
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Bereits im September 2020 hatte die Messe Frankfurt entschieden, dass im ersten Quartal 2021 keine Messen auf dem Frankfurter Messe­ge­lände stattfinden werden. In Absprache mit Partnern und Kunden wur­den nun auch die für April und Mai geplanten Präsenzmessen gecancelt bzw. verschoben. weiter lesen

eltefa 2021 für April gecancelt, möglicher Alternativtermin im Juli
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Die eltefa 2021 kann nicht wie geplant vom 20. bis 22. April 2021 statt­fin­den - das haben die Messe Stuttgart und ihre Partner entschieden. weiter lesen

Istanbuler IFAT Eurasia 2021 in den Oktober verschoben
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Die aktuellen Entwicklungen und zahlreichen internationalen Reise­be­schrän­kungen führen dazu, dass der Anspruch der IFAT Eurasia-Aussteller hinsichtlich der Besucherbeteiligung nicht erfüllt werden kann. weiter lesen

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