Achtung Geisterfahrer! ... im Bauletter am 27.03.2023


Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 27.03.2023
Achtung Geisterfahrer! Jeder, der sich einer Verkehrsampel nähert, weiß: Bei Gelb ist Vorsicht geboten! Die Berliner Politikampel ist in dem Punkt nicht anders gestrickt, denn man weiß nie, ob die FDP nun signalisiert, doch bitte aufs Gas zu drücken, anstatt das Tempo zu limitieren oder doch eher die Bremse reinzuhauen, wie zuletzt beim Verbrenner-Aus. Einmal fehlt es an 130-Schildern, das andere Mal sollen es bislang fehlende E-Fuels richten. Man könnte den Eindruck gewinnen, es interessiere den FDP-Minister Volker Wissing einen feuchten Kehricht, ob und wie der Verkehrssektor seinen Verpflichtungen bezüglich der vereinbarten CO₂-Obergrenzen nachkommt. Auch scheint ihn nicht zu jucken, was in Brüssel längst Konsens ist oder wie die Experten seine Einschätzung fehlbewerten. Alles nur jeglichen politischen Flurschaden missachtender Wahlkampf einer Partei, um genug Anlauf für die nächste Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen? So schätzt das jedenfalls die Energieökonomin Claudia Kemfert in einem Interview mit t-online ein: „E-Fuels sind nichts als Wahlkampf-Klimbim“, und gibt zu bedenken: „Maximal zehn Prozent des E-Fuel-Bedarfs in Deutschland könnten mit den aktuell geplanten Projekten bis 2035 überhaupt gedeckt werden. Hinzu kommt: E-Fuels brauchen wir für die Bereiche, wo wir keine vor allem elektrische Alternative haben, nämlich im Flug- und im Schiffsverkehr und teilweise auch im Schwerlastverkehr. Beim normalen Autoverkehr gibt es dagegen viel preiswertere, effizientere Möglichkeiten.“ Gemeint ist das Elektroauto, dem gegenüber mit E-Fuels betankte Autos weitaus ineffizienter sind. Denn für die gleiche Leistung benötigen sie fünf- bis siebenmal so viel Strom, was den Spritpreis entsprechend in die Höhe schießen lässt - laut Einschätzung von Frau Kemfert läge dieser dann wohl bei mehr als fünf Euro pro Liter. Das verschweigt Bundesminister Wissing geflissentlich, oder er weiß es nicht - was das angerichtete Desaster nicht kleiner macht. Zwei Jahre ist es her, als sich in der EU der Gesetzesvorschlag für das Verbrenner-Aus nach langen Verhandlungen manifestierte - allein die FDP interessiert das nicht. Die Mehrheit der EU-Partnerländer ist brüskiert und entsprechend sauer, das Image des deutschen Musterschülers im Fach Klimaschutz und Energieeffizienz nachhaltig demoliert. Häme und Spott für Wissings Geisterfahrt auf der Klimaschutzautobahn bleiben nicht aus. Auf Twitter brachte es @Perowinger94 auf den Punkt: „Die Dänen haben eine Luxusteuer für Autos, ein Tempolimit von 130km/h, ein Verbot von Öl- und Gasheizungen in Neubauten, hohe Steuern und sichere Radwege und gehören zu den glücklichsten Menschen der Welt, während hierzulande all dies als Ökodiktatur und Sozialismus gelten würde.“ (siehe Tweet auf Twitter) Technologieoffenheit hat eben viel mehr Facetten als nur das Päppeln der auf Verbrenner fokussierten Autokonzerne. Baulinks-Beiträge vom 24. März 2023
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