Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 03.05.2023

Die Glücksritter

Es ist und bleibt ein Dilemma: Deutschland hinkt bei seinen Verpflichtungen zu mehr Klimaschutz hinterher, die Ampel drückt politisch notgedrungen und aus vielerlei Blickwinkel regelwidrig aufs Tempo, die junge „letzte“ Generation klebt an ihrem Protest fest, die Wirtschaft keucht und verscherbelt ihr Familienporzellan, der Mittelstand bangt und ringt um Fachkräfte, die Lobbyisten fahren ihre Geschütze auf und dem Steuerzahler geht inflationär das Geld aus. Irgendwie erinnern mich der Plot und die Akteure dieses Dramas an den Spielfilm „Die Glücksritter“ aus dem Jahr 1983 mit Dan Aykroyd und Eddie Murphy, wo zwei reiche Geschäftsmänner (in unserem Fall: Politik und Wirtschaft) den Alltag zweier Ahnungsloser (Mittelstand und Steuerzahler) völlig durcheinander bringen, um zu untersuchen, woran finanzieller (in unserem Fall: klimapolitischer) Erfolg wirklich gemessen werden kann.

Weil sich aber das reale Leben leider nun mal nicht so lustig und folgenlos wie ein unterhaltsamer Film gestaltet, und vor allem eine erfolglose Klimapolitik weitaus gravierendere Folgen für die globale Bevölkerung, Wirtschaft und politische Stabilität hat als ein gefloppter Spielfilm, kann niemand diesem – nennen wir es respektvoll: planlosen Chaos –, etwas Amüsantes abgewinnen. Selbst wer mit dunkelschwarzem Humor beseelt ist, kommt kaum umhin, zukunftsskeptisch bis verzweifelt den Kopf zu schütteln.

Während die Kohle- und Automobilbranche bis 2035 Zeit hat, sich auf neue elektrisierende Zeiten einzustellen, müssen sich Baubranche allgemein sowie Bau- und Sanierungswillige ab dem 1.1.2024 auf grundlegende Veränderungen einstellen. Zwar mit Übergangsfristen etwas weichgespült, stehen mit dem alsbald novellierten Gebäudeenergiegesetz (GEG) und dem zuletzt vom Kabinett beschlossenen Entwurf des Energieeffizienzgesetzes doch ein eklatanter Wandel im Heizungskeller und auf Dächern bevor, der Planern, Handwerk und Bauwilligen noch so einiges abverlangt – zuvorderst finanziell.

Daher wäre es an der Zeit, nicht nur beim Fordern perspektivisch konsequent zu sein, sondern eben auch beim Fördern. Sonst gehen vielleicht alsbald noch mehr wirtschaftsstandortrelevante Viessmänner und -frauen von der Stange, und die Akzeptanz für unsere Klimapolitik könnte beim zahlenden Volk schneller schmelzen als die Gletscher und Eisberge. Das nähme für die Glücksritter – egal auf welcher Seite sie stehen – wahrlich kein gutes Ende. Umso wichtiger ist es, positive, innovative und Mut machende Nachrichten auszumachen und diese kundzutun. Auf den Messen ISH in Frankfurt und der BAU in München konnte man diesbezüglich Hoffnung schöpfen. Nicht nur die Stimmung war trotz düsterer Wolken am Konjunkturhimmel auf beiden Innovationsplattformen erstaunlich gut, auch die gezeigten Neuheiten und Trends lassen hoffen, dass wir mit kühlem Kopf, etwas Glück und Zuversicht die vor uns liegenden Hürden meistern, Klippen umschiffen, Knoten lösen und Fallstricke rechtzeitig erkennen. Vorausgesetzt, auch die Glücksritter in Berlin gestalten das Spiel in ihren Casinoresorts endlich strategischer und weitsichtiger als immer nur blöde auf Rot oder Schwarz beziehungsweise Grün und Gelb zu setzen.

Ihre Claudia Siegele
  

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