Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 04.05.2023

Energietage 2023 in Berlin

Gestern wurden in Berlin die Energietage eröffnet, die vom 3.-5. Mai digital und vom 22.-23. Mai in Präsenz im Ludwig Erhard Haus stattfinden, welches man in der Hauptstadt wegen seiner eigenwillig geformten Glas-Stahl-Konstruktion eher unter der Bezeichnung „Schildkröte“ kennt. Tatsächlich steckte hinter der Entwurfsidee des Architekturbüros Nicholas Grimshaw & Partner das Bild eines Gürteltiers, weshalb nun mal die hochschwingenden, ellipsenförmigen Stahlbögen mit ihren pfotenartigen Basen und die schuppige Fassade so aussehen wie sie aussehen.

Doch da wollte ich jetzt gar nicht hin, sondern der eigentliche Sinn und Zweck dieses Editorials ist es, Sie auf die besagten Berliner Energietage aufmerksam zu machen. Dass der Kongress zeitlich gestreckt mit einer drei Tage dauernden digitalen Version Anfang Mai startet und dann mit zweitägiger Präsenz drei Wochen später endet, ist außergewöhnlich und wohl irgendwie auch ein konzeptionelles Überbleibsel aus der Pandemiezeit. Wobei es vielleicht ganz sinnvoll ist, diese durchaus bedeutsame Leitveranstaltung der Energiewende in Deutschland etwas länger in den Köpfen zu bewahren als nur eben zwei oder drei Tage. Das Motto der Energietage 2023 lautet – wenig überraschend – „Energiewende: jetzt! gemeinsam!“, wobei die beiden Ausrufezeichen wohl für die Dringlichkeit des Themas stehen.

In seiner Eröffnungsrede präsentierte Jürgen Pöschk, Initiator und Hauptveranstalter der Energietage, ganz in lutherscher Manier verschiedene Thesen zur aktuellen Energiewende- und Klimaschutzpolitik. So hätten Energiewende und Klimaschutz kein Technik-, sondern ein rapide wachsendes Akzeptanzproblem. Hier seien neue Schwerpunkte und Akteure auf der politischen Agenda gefordert. Aus diesem Grund haben die Energietage 2023 erstmals den Schwerpunkt „Energiewende und Gesellschaft“ in das Programm aufgenommen, deren Veranstaltungen Themen wie Akzeptanz- und Partizipationsfragen sowie Methoden der Klimakommunikation adressieren. Ich zitiere und erinnere (an) mein gestriges Editorial: „… die Akzeptanz für unsere Klimapolitik könnte beim zahlenden Volk schneller schmelzen als die Gletscher und Eisberge.“, und ergänze: Hätte man die Gesellschaft (und die Wirtschaft) etwas früher ins Boot geholt und mittels erklärender Kampagnen, strategischen Förderkonzepten und realistischen Zeitfenstern agiert und gefordert, hätte man mit weniger Gegnern und Skeptikern zu kämpfen.

Jürgen Pöschk appellierte zudem, die Reputation von Klima-Wissenschaft in ihrer Glaubwürdigkeit zu unterstützen, was im Zeitalter von „Fake-News“ wichtiger denn je sei. Den wissenschaftlichen Stand der Klimakrise präsentierte im Anschluss der Klimawissenschaftler Prof. Stefan Rahmstorf vom PIK Potsdam Institut für Klimafolgenforschung e.V. Dabei machte Rahmstorf die Gefahr von Kipppunkten deutlich: „Klimakipppunkte sind kein Mythos, sondern eine echte Gefahr – der aktuelle Bericht des Weltklimarats warnt, dass die Gefahr dadurch bereits zwischen 1,5 und 2,5 Grad Erwärmung von 'moderates Risiko' auf 'hohes Risiko' steigt", so Rahmstorf.

Bis Freitag stehen noch zahlreiche weitere interessante Online-Vorträge auf dem Programm. Sollte ich Ihre Neugierde geweckt und Sie an einen Entscheidungskipppunkt gebracht haben, dann klinken Sie sich doch heute schnell noch in die digitale Variante des Kongresses ein oder melden Sie sich für die beiden Präsenztage vom 22.-23. Mai an unter: www.energietage.de

Ihre Claudia Siegele
  

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