Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 12.06.2023

Schicht im Schlachthof

Ganz egal ob man auf großem oder eher kleinem Fuß lebt – spätestens mit der Volljährigkeit kennt jeder seine Schuhgröße, die dann für den Rest des Lebens nur mehr in Nuancen eher zu als abnimmt, je nachdem, wie geschwollen man daherkommt. Man weiß jedenfalls, in welchem Schuhregal man im Laden fündig wird – egal ob 38 oder 44, die Zielgröße kennt man. Weitaus schwieriger einzuschätzen ist indes der persönliche CO2-Fußabdruck, der uns künftig umso schlimmere „Climate-Worst-Cases“ beschert, je größer dieser ausfällt. Nur – wer sagt einem, welche Entscheidung was für Konsequenzen für den ökologische Fußabdruck hat? Manches lässt sich hinsichtlich der CO2-Emissionen ja grob abschätzen, etwa bei der Wahl des Verkehrsmittels oder der Entscheidung, für welche Produkte man sich beim Konsum entscheidet. Oder überhaupt bei der selbstkritischen Frage, wieviel man zu benötigen meint – Stichwort Suffizienz. Schwieriger wird es beim Essverhalten.

Ja, man kennt die Diskussion um das Zuviel an Fleischkonsum und dessen Auswirkungen aufs Weltklima. Nun denkt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bezüglich des Fleischkonsums darüber nach, ihre Ernährungsempfehlungen zu überarbeiten und die bislang kommunizierten Mengen bei Fleisch und Wurst aus Nachhaltigkeitsgründen von wöchentlich 300-600 Gramm drastisch zu reduzieren – die geleakte Zahl beläuft sich angeblich auf 10 Gramm pro Tag. Quasi ein Wursträdchen zum Vesper, wie es unser Politgriller Markus Lanz in seiner nächtlichen Sendung im Gespräch mit Cem Özdemir mit einem Anflug von Entrüstung auf den Punkt brachte. Na gut, dann eben ein saftiges Steak oder eine Currywurst nur alle drei Wochen. Auch nicht besser. Wer Fleisch und Wurst über alles mag, für den ist so eine Vorstellung untragbar, keine Frage. Wenn dann noch die BILD titelt: „Experten-Vorschlag ist den Deutschen WURST“, unterlegt mit einer INSA-Umfrage, wonach fast 60 Prozent der Bevölkerung dagegen „isst“, dass der Staat mit Steuern oder Subventionen die Fleischeslust zu steuern gedenkt, kann diese boulevardeske Reaktion auf das keineswegs drohende „Fleischverbot“ (so hat Markus Söder getwittert) nicht darüber hinwegsehen, dass die Deutschen mit einem Kilo Fleisch pro Woche das Doppelte bis Dreifache der aktuellen DGE-Empfehlung verzehren. Und auch, dass auf das globale Ernährungssystem bis zu 37 Prozent der globalen Treibhausemissionen zurückgehen. Die Ernährungsweise beeinflusst also Umwelt und Klima maßgeblich, und unsere eigene Gesundheit sowieso. Beides sollte uns was wert sein.

Wer nun – und damit wären wir wieder beim CO2-Fußabdruck – konkret wissen möchte, welchen Einfluss sein Essverhalten bezüglich des Fleischkonsums aufs Klima, die Zahl der dafür zu schlachtenden Tiere, die anfallenden Exkremente und die zu verabreichenden Antibiotika hat, dem sei mal der Selbsttest bei Blitzrechner.de empfohlen. Man gibt sein Geschlecht ein, wie man sich ernährt (Fleisch, vegetarisch oder vegan) und schließlich den wöchentlichen Fleischverzehr in Gramm. Und darf dann aufs Ergebnis bezüglich der Auswirkungen gespannt sein. Wer nach unten scrollt, findet dort viele weitere Informationen zum Thema. Zum Beispiel, dass jeder Deutsche allein durch seinen Fleischkonsum durchschnittlich pro Jahr eine halbe Tonne Treibhausgase verantwortet. Zum Vergleich: Bei einer Jahresfahrleistung von 13.000 km erzeugt ein mittelaltes Auto (Baujahr 2009 bis 2014) bei einem Benzinverbrauch von 7,2 Liter/100 km im gleichen Zeitraum etwa 2,4 Tonnen CO2 (Quelle: Quarks.de).

Um einem möglichen Shitstorm vorzubeugen: Ich persönlich bin weder Vegetarierin noch ernähre ich mich vegan – Fleisch kommt auch bei mir auf den Tisch, jedoch bei Weitem nicht gleich ein ganzes Kilo pro Woche. Die Diskussion macht mich trotzdem nachdenklich, zumal der einstige Werbeslogan „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ in Anbetracht der vielen Hormon- und Antibiotika-Skandale schwer beschädigt ist. Und nun kommt auch noch das Treibhausgas-Thema hinzu. Vielleicht ist etwas weniger Fleisch ja ein guter konsensualer Anfang für ausgewogene Ernährung, mehr Gesundheit und einen etwas kleineren CO2-Fußabdruck.

Ihre Claudia Siegele
 

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