Bauletter, BAULINKS.de-Meldungen, vom 30.06.2023

Wann kommt die Lebensmittelbremse?

Wir Deutschen sind schon irgendwie ein ambivalentes Völkchen – auf der Autobahn sterben wir lieber für des Bürgers freie Fahrt, anstatt uns für ein klimaschonendes Tempolimit zu erwärmen, aber an der Tanke kann die Spritpreisbremse nicht hart genug durchgreifen. Von wegen „Und kost´ Benzin auch drei Mark zehn, ich geb Gas, ich will Spaß“ – nix da, der Bundes-Tankrabatt, der ja eigentlich eine Verbrauchsprämie ist, kann nicht hoch, oder besser erniedrigend genug sein. Der Musikproduzent Axel Klopprogge muss 1982 hellseherische Fähigkeiten gehabt haben, als ihm gemeinsam mit dem Popsänger Markus für den „Ich will Spaß“-Song die Zeile „Der Tankwart ist mein bester Freund, hui, wenn ich komm´, wie der sich freut!“ einfiel. Noch mehr allerdings freut sich die Mineralölindustrie, die in dem Spritpreis-Monopoly ihre Kunden mit Minutenpreisen á la 1,79⁹ eiskalt abzockt (wo sonst gibt es Zehntelcent???). Ziehe eine Scheckkarte oder gehe ins Gefängnis, oder so. Was wiederum die Inflation beschleunigt – diese steigt voraussichtlich im Juni weiter an, von zuletzt +6,1% im Mai auf dann +6,4% im Juni. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, oftmals auch als Kerninflation bezeichnet, beträgt voraussichtlich +5,8 % (Mai 2023: +5,4 %).

Man sieht also: Nahrungsmittel und Energie addieren erheblich die Inflationsprozentpunkte. So stiegen im Juni 2023 nach Angaben des statistischen Bundesamtes (destatis) die Preise für Nahrungsmittel im Vergleich zum Vorjahresmonat mit +13,7 % weiterhin überdurchschnittlich. Dagegen lag der Anstieg der Energiepreise mit +3,0 % auch im Juni 2023 unterhalb der Vorjahresveränderungsrate des Gesamtindex. Hintergrund ist ein Basiseffekt infolge des hohen Preisniveaus im Juni 2022, nachdem die Energiepreise im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine ab März 2022 stark gestiegen waren. Auch Maßnahmen des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung, die im Verbraucherpreisindex abgebildet werden, trugen mit dazu bei, dass sich die Energiepreisentwicklung abgeschwächt hat. Erhöhend auf die Inflationsrate wirkte dagegen die Preisentwicklung im Bereich der Dienstleistungen (+5,3 % zum Vorjahresmonat). Hier gibt es einen Basiseffekt infolge der Einführung des von Juni bis August 2022 geltenden 9-Euro-Tickets. Vielleicht wäre es jetzt mal an der Zeit, die Verbrauchsprämie für Sprit auf Milch (1,15⁹), Mehl (2,39⁹), Brot (2,49⁹) und Gummibärchen (ich sterbe wiederum hierfür, und kosten sie auch drei Mark zehn) umzulenken?

Verbraucherpreisindex, Juni 2023:
+6,4 % zum Vorjahresmonat (vorläufig)
+0,3 % zum Vormonat (vorläufig)

Harmonisierter Verbraucherpreisindex, Juni 2023:
+6,8 % zum Vorjahresmonat (vorläufig)
+0,4 % zum Vormonat (vorläufig)
  

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